Mobile Klangjongleure
Die JUGGLERZ sind mit UAD Plug-Ins und Hardware unterwegs
Die Jugglerz kennt man spätestens seit dem Track „Bausa - Was Du Liebe nennst“, den sie zusammen mit Bausa und The Cratez produziert haben.
Dabei hat das Produzenten und DJ Team schon lange mit internationalen Artists wie Major Lazer, Joey Badass, Akon, Maître Gims und deutschen Künstlern wie Bonez MC, Raf Camora, Gzuz, KMN, Azet & Zuna und Miwata, der auf ihrem Label erscheint, Erfolge gefeiert.
Die Fusion von verschiedenen Styles aus Roots Reggae, Dancehall, Hip-Hop, karibischen, treibenden Vibes und Deutschrap bringt auch Künstler aus anderen Genres zu ihnen. So produzierten sie unter anderem Tracks für Lena Meyer-Landrut und Xavier Naidoo.
Einer für alle, alle für einen
Wir treffen Meska, Jopez und Sir Jai von den Jugglerz im Red Bull Studio in Berlin.
In allen Räumen des schönen Komplexes in Kreuzberg haben sie Arbeitsplätze eingerichtet und
überall wird parallel an verschiedenen Produktionen gearbeitet.
„Wir haben alle das gleiche Setup, die gleiche Hardware und Software. Dazu gehören das Apollo Twin MkII, ein UAD2-Satellite Thunderbolt Octo und ein MacBook mit Ableton Live und vielen Plug-Ins. Über eine gemeinsame Dropbox werden die Projekte ausgetauscht und auch die Presets für Plug-In Ketten und Set-Ups für die Console Software abgespeichert. So kann jeder zu jedem Zeitpunkt in ein Projekt einsteigen, aufnehmen, editieren und kreativ werden.“
Mobilität und gute Vorbereitung
Die Mobilität ist für das Produzententeam besonders wichtig wenn sie unterwegs sind. „In Jamaica musst Du beispielsweise zu dem Artist hin, mit dem Du arbeiten möchtest, wenn Du eine Dubplate machen willst. Auch sind wir viel in Hotelzimmern am Aufnehmen wenn wir Künstler auf ihrer Tour durch Europa treffen.“
Durch die vorbereiteten Setups in der Console Software sind Gesangsaufnahmen und andere
Overdubs ohne lange Vorbereitung möglich. „Das Gain-Staging und das Routing ist schon
vorbereitet, sowie auch Kompression, Auto-Tune, Reverb, Delay und der Kopfhörermix.“
„Auto-Tune verwenden wir beim Recording ausschliesslich als Effekt, um damit kreativ arbeiten zu können.“
Vocal Recording Setup
Für die Vocals werden oft das Sony C-800G oder das Suter Mikrofon vom Schweizer Dan Suter am Apollo Twin MkII angeschlossen. Das Unison Plug-In Neve 1073 sorgt für einen charakteristischen Preamp Sound. In den Inserts werden Antares Auto-Tune und der 1176 „Bluestripe“ oder der 1176 „Blackface“ Limiter verwendet.
„Wir haben die Plug-Ins im Monitor Mode, so dass man sie zwar hört, das Signal aber unbeeinflusst aufgenommen wird. In Ableton bauen wir die Plug-Ins einfach nach. Es klingt dann identisch und wir können trotzdem nachjustieren.“
„Der 1176 greift recht kräftig zu. Die meisten Artists mögen es, wenn sie ihre Stimme schon gut und punchy komprimiert hören und einen fast fertigen Sound in den Kopfhörern haben.“ Mit einem Ratio-Setting von 4:1, medium Attack und fast Release kommen die Stimmen bei einer Gain Reduction von 5 bis 10 dB gut nach vorne.
Die Arbeit mit Auto-Tune
„Auto-Tune verwenden wir beim Recording ausschliesslich als Effekt, um damit kreativ arbeiten zu
können. So entstehen beim Ausprobieren oft ganz neue Gesangmelodien. Bei den meisten
männlichen Stimmen funktioniert das ‚Low Male‘ Setting sehr gut. Der Tracking und Retune-
Speed liegt oft zwischen 4 und 10. Noch schnellere Settings klingen dann etwas zu krass und
fangen auch mal an zu knacksen. Für leichte Tuning Korrekturen verwenden wir Auto-Tune beim
Recording nicht, es würde nur verwirren.“
Im Mix sorgt Auto-Tune dann bei vielen Chorstimmen auch für eine homogene „Pop-Wand“, die
sich gut platzieren lässt. Somit macht das Plug-In nicht nur Pitch-Korrektur, sondern auch
modernen Sound.
Effekte für den Vibe
Für Effekte während der Aufnahme werden häufig der EMT 140 Classic Plate Reverberator und das Korg SDD-3000 Digital Delay verwendet. „Beim Reverb schneiden wir meist im Inputfilter die Bässe etwas ab und auch das Delay wird gefiltert und moduliert. Oft benutzen wir ein Achtel- Delay und der Mode 2 beim Korg SDD-3000 mit seiner „out-of-phase“ Charakteristik sorgt für Breite. In der Console Software geben wir immer das Tempo des Songs ein. So sind die Delayzeiten automatisch im Sync.“
„Der Tube-Tech CL 1B klingt einfach smooth und veredelt den Sound.“
Gesangsbearbeitung im Mix
Auch in Ableton Live gibt es für die weitere Bearbeitung und den Mix vorbereitete Presets für
Plug-In Ketten. „So sind wir einfach viel schneller mit dem Mix und es bringt allen Beteiligten mehr
Spass.“
Nach dem oben beschriebenen 1176 Limiter folgt auf dem Gesangskanal der Tube-Tech CL 1B
MkII Compressor mit einer 3:1 Ratio, medium attack und release. „Der klingt einfach smoother
und mehr hifi, ist etwas langsamer und veredelt den Sound. So wie früher die Kombination 1176
und LA-2A, nur etwas moderner!“
Danach benutzen Jopez und Sir Jai im Mix gerne verschiedene Equalizer, wie den Massenburg
MDWEQ5, Millennia NSEQ-2, Maag EQ4 oder den Pultec Passive EQ für eine Höhen und
Präsenzanhebung.
Die im Mix verwendeten Reverbs und Delays entsprechen oft den Einstellungen während des
Recordings. Hier kommt auch gerne der AMS RMX16 Expanded Digital Reverb mit dem Hall
Algorithmus zum Einsatz. „Das macht einen schönen Vocal Room mit einem färbenden Hall, der
gut dreidimensional nach hinten geht.“
Übrigens verwenden die beiden die Effekte oft als Insert-Effekte im Gegensatz zum klassischen
„Send-Return“. „Wir packen häufig die Effekte vor oder zwischen die Kompressoren. So werden
diese von der Bearbeitung noch mehr beeinflusst und es entsteht mehr Grösse. Im Plug-In regeln
wir den Effektanteil dann über Wet und Dry.“
Auch für spezielle Vocal Effekte gibt es schon vorbereitete Ketten. „Klassische Backing Vocal
Effekte wie bei Post Malone oder Travis Scott haben Delays und danach oft das Brigade Chorus
Pedal, das den Effekt so schön moduliert und breit macht.“
Auch Verzerrungen vom Thermionic Culture Vulture kommen hier zum Einsatz.
Recording mit Bozza
Bei der Gesangsaufnahme mit dem Rapper Bozza wird in der Console Software ein extra Kopfhörer Mix unabhängig vom Main Mix gemacht. „Das ist besonders von Vorteil wenn man, wie so oft, im gleichen Raum aufnimmt. Dann soll das Gesangsmikro wegen der Feedbackgefahr ja nicht auf die Abhöre gehen.“ So ist das direkte Gesangssignal in der Software stumm geschaltet, im Kopfhörer pre-fader aber zu hören. Während der Aufnahme bleiben die Lautsprecher natürlich aus und alle Beteiligten hören über Kopfhörer. Danach kann aber für den Vibe sofort über die grossen Lautsprecher in der Red Bull Regie abgehört werden. Es ballert gut los und klingt schon nahezu fertig. Die wohl überlegte Vorarbeit zahlt sich aus.